Beschreibung
Unterwegs in Flüssen und Bächen, am Himmel, in Packeis gebunden, zwischen Kontinenten oder gleich hinter dem Wasserhahn zirkuliert die immer gleiche Menge Wasser, die mit dafür verantwortlich ist, dass Leben existiert auf unserem Planeten. Wasser ist nicht nur das sichtbare Rinnsal, die Wolke, der Schnee; es macht auch den grössten Anteil unseres eigenen Körpers aus, sammelt sich in Früchten, Wiesen, Bäumen oder in sumpfigem Morast, wo Feuchtigkeit fäulniserregend wirkt und Stoffe verwesen.
Der Brunnen von Katja Schenker – Siegerprojekt eines von der Stadt Uster lancierten «Kunst am Bau»-Wettbewerbs – inspiriert sich an diesem bewundernswerten Phänomen eines nie versiegenden Zyklus. Aus den vielen Öffnungen der porösen Materie treten tausende kleine Wasserperlen. Magisch, wie aus der zunächst undefinierbaren, geheimnisvollen Masse lebendiges Wasser quillt. Das Wasser erscheint nicht sprudelnd, sondern in Form von Tropfen, feuchten Flecken und Rinnsalen als etwas Kostbares, das einer enormen Leistung entspringt. Eine Spannung zwischen dem verhaltenen Auftreten des Wassers und dem Gefühl von Frische und Neubeginn. Die Tröpfchen versickern wieder in einer Ein- oder Ausbuchtung der Skulptur oder laufen an deren Oberfläche herunter, werden vom Boden aufgenommen und durchlaufen erneut den Zyklus.
Dass sich das Material mit den Jahren verändert, dass Partikel herausgewaschen werden und andere sich festsetzen ist erwünscht. Das Material in seiner wallartig gestauten Form vor dem Eingang der Kläranlage, als wäre deren Betrieb für ein paar Stunden eingestellt worden, ist gleichzeitig der Abfall, tote Materie, die gereinigt und wiederbelebt werden muss, und Sinnbild für den Boden, der teilweise aus solchen Partikeln besteht und seinerseits selber reinigende Wirkung auf Wasser hat. «Ich denke an eine klassische Skulptur, wo der Rücken einer Figur aus dem Stein hervorzubrechen scheint, ein Stück Leben, das noch in der toten Materie verhaftet ist, aber sich sichtbar davon abhebt», erläutert die Künstlerin. Der Brunnen wölbt sich aus dem Boden wie etwas, das gerade wächst, Form wird und lebendig. So entsteht eine Spannung zwischen dem Abfallprodukt und dem immer wieder neuen Werden.
Die Selbstheilungskraft eines Ökosystems, die Kapazität zur Regeneration aus sich selbst heraus hat die Künstlerin fasziniert und beschäftigt. Dabei unterstützt eine Kläranlage die Natur und macht Prozesse, die meist unbeachtet ablaufen, sichtbar und dadurch nachvollziehbarer. Die Magie, wie aus der toten Masse lebendiges Wasser quillt, bleibt jedoch dieselbe. Um den Prozess sichtbar zu machen, hat Katja Schenker ein Material für diese Arbeit entwickelt: Ein Kompositum aus toter organischer Materie, Liapor ist Lehm aus dem Lias, der zu Kugeln geformt und angereichert mit Klärschlamm bei 1200 Grad gebrannt wird, gebunden mit Zement. Ein spezieller Beton also, der die sinnliche, taktile, aber auch analytische Neugierde weckt.
Material
Liaporkugeln, Liaporsand, Zement, Ortsbeton, Stahl, Weichnylon-Schläuche, Wasser
Zugänglichkeit
Die Arbeit befindet sich auf dem grosszügigen Vorplatz, in Bezug zum Haupteingang, aber ausserhalb des abgeschlossenen Bereichs der ARA Jungholz. Sie ist jederzeit zugänglich.